Was für ein Jahr 2020. Ein Virus hat die Welt aus den Angeln gehoben, was vor einem Jahr noch völlig normal war – in ein Restaurant, eine Kneipe oder ins Theater zu gehen, Freunde und Familie treffen, das hektische last-minute Weihnachtsshopping – erscheint im Dezember 2020 wie Aktivitäten aus ewig vergangenen Zeiten.
Viele Menschen verbringen die Weihnachtszeit in Einsamkeit, da sie ihre Freunde und/oder Familie nicht treffen können oder dürfen. An diese Menschen denke ich in diesen Tagen sehr oft, und der Gedanke daran macht mich traurig.
Noch trauriger macht micht aber, dass viele Menschen an den Außengrenzen der EU in unwürdigen Bedingungen leben müssen – in Kälte, Regen, Dreck, die Kleinsten angefressen von Ratten. Dafür sind auch Politiker*innen verantwortlich, die sich „christlich“ nennen, oder die in einer Partei sind, die das „C“ im Parteinamen trägt. Diese Politiker*innen werden vermutlich in den kommenden Tagen ihre Christlichkeit heucheln, wenn sie in einer Kirche die Geburt des Flüchtlingskindes Jesus von Nazareth feiern. Die Flüchtlingskinder in Moria und Kara Tepe sind ihnen dagegen herzlich egal. Diese Doppelmoral widert mich an.
Diese selbsternannten „Christen“, die ständig von der Bewahrung von Gottes Schöpfung sprechen, haben aber keine Probleme damit, dass diese Schöpfung von uns Menschen zerstört wird. Die Untätigkeit bei der Bekämpfung der Klimakatastrophe, Gentechnik, Glyphosat und Bienenkiller auf den Äckern, all dies verstehe ich nicht unter der christlichen „Bewahrung der Schöpfung“.
Und wie steht es mit dem sozialen Aspekt des Christentums? Bei Matthäus 25,40 lesen wir: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Wer Geflüchtete auf Lesbos vorsätzlich im Elend lässt, wer Menschen in Deutschland, die auf Grundsicherung angewiesen sind, schikaniert und sie von jeglicher gesellschaftlicher Teilhabe ausschließt, wer den Export von Waffen zulässt, mit denen die „Geringsten“ getötet und verwundet werden, der kann und darf sich nicht guten Gewissens als „christlich“ bezeichnen. Nein, im Gegenteil, er/sie tritt christliche Werte und all das, wofür Jesus von Nazareth steht, mit Füßen.
Ich wünsche Euch/Ihnen allen, egal welcher Konfession (oder auch ohne), die wirklich für christliche Werte stehen, schöne Feiertage und ein gutes neues Jahr 2021.
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