Verkehr

Frankfurt ist leider immer noch eine Autostadt. Dem motorisierten Individualverkehr wird in unserer Stadt sehr viel Raum gegeben, sei es zum Fahren oder zum Parken. Aber was heißt schon „Fahren“ – im Schnitt bewegt sich ein Auto in Frankfurt mit 37,6 km/h durch die Stadt, in der Stoßzeit zwischen 16 und 17 Uhr ist ein Auto in Frankfurt sogar nur mit 17,3 km/h unterwegs. Und das Tempo wird immer langsamer – zwischen 2015 und 2018 verringerte sich das Tempo im Schnitt um 1,2% pro Jahr (Quelle: https://www.adac.de/der-adac/aktuelles/studie-verkehrsfluss-in-staedten/).

Woran liegt das? Gibt es weniger Straßen? Nein. Es liegt daran, dass deutlich mehr Autos einen Raum beanspruchen, der nicht unendlich erweiterbar ist. Und je mehr Autos dazukommen, desto langsamer wird die Durchschnittsgeschwindigkeit. Hätte der Anteil am Fahrradverkehr in den vergangenen Jahren nicht überdurchschnittlich zugenommen (dieser liegt inzwischen bei ca. 19%), der Autoverkehr wäre in der Stadt zusammengebrochen. Dadurch wird deutlich, wer neben der Umwelt, der Luft und den Menschen in der Stadt hauptsächlich von der Verkehrswende – weg vom Auto, hin zum Fahrrad – profitiert: richtig, die Autofahrer.

Meine Vision ist es, dass Frankfurt irgendwann einmal in einer Liga wie Kopenhagen spielt. Nein, ich meine natürlich nicht den Fußball, sondern die Liga der fahrradfreundlichsten Städte Europas. In Kopenhagen liegt der Anteil des Radverkehrs im gesamten Stadtgebiet bei 35%, in der Innenstadt sogar bei 50%. In ganz Frankfurt sind es – wie oben bereits ausgeführt – derzeit ca. 19%. Wenn es nach der „Logik“ der IHK Frankfurt geht, müsste die Kopenhagener Innenstadt völlig verarmt und verödet sein, denn die Rechnung der IHK lautet „weniger Autos = weniger Menschen = weniger Umsatz der Wirtschaft in den Städten“. Dies ist aber nachweislich nicht der Fall, auch und schon gar nicht in Kopenhagen. Der Strøget, die Fußgängerzone Kopenhagens, gehört zu den umsatzstärksten Einkaufsmeilen weltweit. Weniger Autos bedeuten viel mehr eine höhere Aufenthaltsqualität, die Menschen verweilen länger und lieber in den Städten und geben dementsprechend mehr Geld aus. Beispiele aus vielen Städten Europas belegen dies. Daher ist eine autoärmere Innenstadt nicht nur für die Menschen von Vorteil, die sich dort aufhalten und wohnen, sondern es belebt auch die Wirtschaft in diesen Stadtteilen. Nicht nur m Brückenviertel in Sachsenhausen gibt es mehr und mehr Gewerbetreibende, die sich dafür stark machen, Autoparkplätze durch Fahrradbügel zu ersetzen, da dies mehr Umsatz generiert.

Die Umsetzung der Forderungen des Radentscheids dürfen erst der Anfang einer Verkehrswende in Frankfurt sein. Push- und Pull-Maßnahmen sind notwendig, um mehr Menschen zum Umstieg vom Auto aufs Fahrrad zu ermuntern. Eine flächendeckende Parkraumbewirtschaftung ist dafür genauso notwendig wie der konsequente Ausbau der Fahrradinfrastruktur und des ÖPNV. Ein vernetztes Angebot für alle Verkehrsträger, quasi aus einer Hand bzw. App, erleichtert den Modal Shift, bequeme und großzügige Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und erleichterte Mitnahmemöglichkeiten im ÖPNV machen die Nutzung des Rads attraktiver. Und nicht zuletzt  muss die Verkehrsinfrastruktur für Radfahrende ausgebaut werden – wo es notwendig ist, auch auf Kosten von Fahrspuren für den motorisierten Verkehr. Radwege sind baulich konsequent vom Rest der Fahrbahn zu trennen, auch Geh- und Radwege müssen voneinander getrennt werden, um Zufußgehende zu schützen. Nicht zuletzt müssen wir uns auch aus Frankfurt heraus stark machen, dass Abbiegeassistenten für LKW endlich Pflicht werden. Im Dezember ist in Frankfurt schon wieder ein Radfahrender gestorben, weil die Bundesregierung lieber auf die LKW-Lobby hört, als sich endlich um den Schutz von Radfahrenden zu kümmern.

Das Falschparken auf Geh- und Radwegen muss von den Ordnungsbehörden strenger geahndet werden und es muss sich die Erkenntnis durchsetzen, dass das Blockieren von Radfahrenden und Zufußgehenden durch Falschparker eine Verkehrsbehinderung ist, die notfalls durch Abschleppen der Fahrzeuge zu beseitigen ist.

Zusammenfassend brauchen wir ein neues Verkehrskonzept für Frankfurt – ein Konzept, dass für die Menschen da ist und nicht für „Fahr-“ oder eher Stehzeuge, die 23 Stunden am Tag sehr oft kostenlos oder für einen lächerlich niedrigen Preis öffentlichen Raum beanspruchen und die restliche Stunde für Staus, Abgase und Lärm sorgen. Die Vergangenheit hieß autogerechte Stadt, machen wir sie zu einer menschengerechten Stadt!